heute kam es in der großen halle des volkes zur premiere des
patriotischen musikdramas "chinas weg der auferstehung", das die von
erfolgen und höhepunkten gesäumten letzten 60 jahre durchthematisiert. die
kulturrevolution, berichten reporter, durfte darin nicht namentlich erwähnt
werden. sie kam aber vor in vier versen des dichters liu xing, die vor der
aufführung angeblich zwanzigmal abgeändert, also verschlechtert, also verbessert
werden mußten.
Das weite Land sagt: Schon zehn Jahre hängen Wolken schwer über mir: und machen mich so müde
Der hohe Himmel klagt: Es sind bittere Jahre, wo ich auf das Wirrwarr unter mir schaue
Das zarte Gras sagt: Der Sturm bricht selbst die Bäume
Das Volk fragt: Wann hat es ein Ende?
so weit der verehrte liu xin, wie verklausuliert und um-die-ecke-palavernd auch immer. aber welche höhe! was für ein sound! und was für strategische empfingungsoperationen! zehn jahre schwere wolken – mir reichen hier vier wochen sonnenschein. bittere jahre des wirrwarrs – leider nicht unter mir, dafür um mich herum, ja, in mir selber. der sturm ist kein lasches lüftchen, sondern bricht selbst die bäume – da weht noch der atem der geschichte. das volk, das fragt, wann feierabend ist – jetzt arbeitet es, ohne aufbegehr, wie blöd, wie nie befreit, rund um die uhr.
verneigung, verehrung, wer will: einen diener / für dichtkunst, zensur auf dem niveau von china
Kommentare
Abonnieren Sie den Kommentar-Feed dieses Eintrags, um der Konversation zu folgen.