zwei lesungen nacheinander in berlin, eine in der
zwingli-kirche (die offenbar nur so heißt, weil kein anderer evangelischer
namensspender mehr zur verfügung stand) und eine im brechthaus, jedes mal mit
durchaus verschiedenen leuten im publikum. zu meiner erleichterung. ich hatte
unlängst den horriblen nachtmahr, daß immer die gleichen leute vor mir sitzen und ich
immer das gleiche lese. bei bands ist ja nicht unüblich, daß fans mitreisen ... irgendwann so aussehen wie ihre idole ... und folgerichtig bald anfangen,
mitzusingen. man nennt das gern familiär, weil familien in der regel auch
nur bühnen sind, auf denen die gleichen akteure stets die gleichen monologe vor
der gleichen zuhörerschar halten.
die meisten leute haben eh nur einen text und
gehen damit auf tournee durchs leben. hin und wieder stirbt jemand im publikum. das immerhin bringt etwas abwechslung in den laden.
im honigmond-hotel an der invalidenstraße hängt über dem
bett ein spiegel, mit dessen hilfe man, sozusagen über bande, die zimmerdecke
sehen kann, genauer gesagt: die verdopplung der zimmerdecke. ich habe sie eingehend auf mich
wirken lassen. ich habe sie innerlich angenommen. ich habe sie gedeutet als einen zwar späten, gleichwohl gut gemeinten ausgleich in dieser
stadt des einstmals geteilten himmels.
Kommentare
Abonnieren Sie den Kommentar-Feed dieses Eintrags, um der Konversation zu folgen.