tja, irgendwie habe ich
den anschluß verpaßt, den zug, das flugzeug. oder alles zusammen. wo war ich,
wo bin ich? rostock, berlin, mülheim, jerusalem, mainz, lissabon. heute in
regensburg. ich bin ein vertreter, vertreter meines buches. die stückzahlen
sind gut. auch die zuschauerstückzahlen. beim fischen des briefumschlags mit
den honoraren aus der innentasche segelte mir heute im ICE ein geldbündel durch
die finger, über den tisch, in den gang. "liebe zugestiegene", meldete sich der
schaffner über die zuglautsprecher, "konfetti-party im wagen 23." sagte ich, daß
der zug voll war? blicke, in denen deutlich die überraschung von leuten stand,
die sich drogenbosse anders vorgestellt haben.
in jerusalem
wurde ich spontan zum juryvorsitzenden der lyrikjury eines
mauergedicht-preisausschreibens aus anlaß des berliner mauerfalls berufen. die jury
bestand nur aus mir. die von den schülern der deutschkurse des goethe-instituts
eingereichten gedichte waren, sagen wir mal, gewagt. ich vergab folgerichtig einen ersten (immerhin: eine
reise nach berlin) und sieben zweite plätze.
in lissabon, coimbra und porto saß
ich auf mehreren podien und gab auskunft über die wirklichkeit, wie sie in
wahrheit war. dabei bemerkt, wie gut und wie souverän man gleich wirkt, wenn
für die übersetzung pausen eingelegt werden müssen. am liebsten würde ich jetzt
immer in fremden sprachen gewichtig auskunft geben, wie mein eigener schattenaußenminister, mit dolmetscher, versteht
sich.
schönstes erlebnis: ein chor von mönchen und nonnen im nebengelaß einer
lissaboner kirche, der leise, innig und eindringlich richtung ewigkeit ansang.
nachhaltigstes
erlebnis: ich beschloß, katholisch zu werden.
magischstes erlebnis: der cd-lautsprecher,
den ich nach einer beträchtlichen weile, voll mit déjà-vus meiner künftigen
erlebnisse als singender franziskaner an der atlantik-küste, an
der seite des kirchenraums entdeckte.
unvergessen: der student gestern im
mainzer hafeneck, der gerade ein bier bestellt hatte, als er um die
bezahlung des tickets für die gleich beginnende lesung gebeten wurde, von der
er offenbar nichts wußte. aus den tiefsten tiefen seines reinsten ressentiments
entfuhr ihm ein nichts als aufrichtiges: „das tue ich mir aber jetzt wirklich
nicht an.“ und er schüttelte den kopf über diese immer weiter um sich greifende
unkultur von lesungen, die einem den besten samstagabend verderben können.
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