so wie der geschmack beim essen kommt und arbeit arbeit
nach sich zieht, offenbar so gewinnt die reiserei durchs reisen. seit tagen bin
ich in zügen unterwegs. mittlerweile fühlt es sich so an, als wohnte ich hier,
heute wagon 255, platz 94 c, auf dem weg von bozen nach, schon wieder,
regensburg. ich und mein gepäck, mein gepäck und ich – so richtig kann ich es nicht
auseinanderhalten. irgendwo müßte ich noch eine wohnung haben. aber warum
eigentlich? es hat sicher etwas mit dem früheren leben zu tun. mit bratpfannen,
in denen gebraten wurde, mit halden unförmiger schuhe im schuhregal, mit
kaputten glühbirnen im müll. wohnungen? was sind das für leute, die in der
landschaft kleben, die draußen am fenster verschwindet?
neu entdeckte leidenschaft: auf züge warten, die nicht kommen. wie oft stand ich in den letzten tagen infolge dubioser und verkehrt nachvollzogener zeitumstellungen stunden zu früh auf bahnhöfen. und genoß es, seltsamerweise, kurioserweise, bemerkenswerterweise. je länger, je lieber. leere bahnsteige, ts, ts. unmengen fotobeweise.
in bozen, im kolping-haus, an den wänden des saals mittelalter-comics aus dem handwerkerleben, kleine waswärewenn-diskussion über die ddr. ich als experte, zeitzeuge, schriftstellerautorität und auskunftsbevollmächtigter vorn am mikro. für die südtiroler, die sich ihre autonomie schwer erkämpft und behauptet haben, ist der sang- und klanglose abgang eines kompletten landes natürlich warnung und mahnung. osttirol, perdu. frage: was ist von der ddr geblieben, absehen vom grünen pfeil, ampelmännchen, spreewaldgurken? antwort: die tote und immer wieder neue tode sterbende sprache aus dem mund von angela merkel. und ich natürlich, bei diktat im zug vereist.
Kommentare
Abonnieren Sie den Kommentar-Feed dieses Eintrags, um der Konversation zu folgen.