bei aller adoration dieses bauwerks chinesischer machart sollte man gelegentlich miterwägen, daß es seine überragende dauer vielleicht nur dem umstand verdankt, daß alles andere, das um sie herum war, in den jahrhunderten verfiel, verging, restlos verschwand. bei der mauer, könnte sein, handelt es sich nur um den häßlichen rest einer umgebung, die von anmutiger und zerbrechlicher schönheit war. denkbar wäre ein chinesisches berg-venedig von ungeahnten ausmaßen, reich an kolossalen kolossen, in dem die mauer kaum mehr wahrgenommen worden wäre als heutzutage der autobahnzubringer. niemand sah sie, weil es weißgott anderes zu sehen gab. von marco polo wird berichtet, daß er die mauer in seinen reiseberichten nicht erwähnt. manche bezweifelten deshalb, daß er je in china gewesen sei. ich glaube, er hatte einfach anderes zu tun, als irgendwelche mauervisiten zu unternehmen. wenn aber ausgerechnet sie es gewesen sein sollte, die öde mauer, die im lauf der zeit als einzige übrig blieb, die übersehen wurde vom verfall, weil zu bedeutlungslos, zu zu langweilig, dann spräche das womöglich eher gegen sie als für ... wie dichtete robert gernhardt? „dich will ich loben, häßliches! / du hast so was verläßliches.“
Kommentare
Abonnieren Sie den Kommentar-Feed dieses Eintrags, um der Konversation zu folgen.