beim frühstück der europäischen festivalteilnehmer mit den verlegern kommt ein einziger verleger an den tisch und erklärt, daß er nur lyrik verlege. ich erwidere so beiläufig, wies geht, daß es in meinem roman ausschließlich um lyrik gehe und, ja, daß es sich um ein werk handle, das nur geschrieben wurde, um die lyrik zu legitimieren, auf die es mir im innersten glutkern meines schaffens eigentlich ankomme. er wirkt nicht überzeugt. dann fällt sein blick auf das motto des buches und seine augen leuchten auf. er kennt augusto monterroso, den verfasser des mottos, persönlich oder aber seine frau, deren schwester die schwägerin vom ex des bruder gewesen war o.s.ä. monterroso jedenfalls, stellt sich heraus, ist hier sehr berühmt und mein motto ein geflügeltes wort. es besteht aus einem einzigen satz, den umberto eco einmal völlig zu recht als kürzesten roman der weltliteratur bezeichnet hat.
"als er erwachte, war der dinosaurier immer noch da."
monterroso, erzählt der verleger, habe diesen satz einmal italo calvino für einen band kurzgeschichten eingesandt, und calvino habe daraufhin die arbeiten an dem projekt für immer eingestellt.
und mehr noch. die partie ist keineswegs so hermetisch-surrealistisch, wie ich immer dachte. für die mexikaner ist der saurier die PRI, die "partei der institutionalisierten revolution", die das land ununterbrochen über 70 jahre lang beherrschte und kujonierte ... die partei, die einfach nicht verschwinden wollte.
indes sei das nicht die ganze wahrheit. er wisse, sagt der verleger, wie es sich wirklich verhält. mit dem saurier sei niemand anderes als monterrosos erste frau gemeint. monterroso habe sich nämlich neu verliebt, seine frau aber (die erste) sei einfach stur an seiner seite geblieben.
nun ja. wie immer man das finden mag, steven spielbergs "jurassic park"-verfilmung des romans ist mit sicherheit die platteste lesart, die überhaupt möglich ist.
aber was für ein vormittag! endlich weiß ich, was ich geschrieben habe. oder vielmehr zitiert. vielleicht sollte ich mal öfter mit lyrikverlegern frühstücken? wieder mehr gedichte schreiben? am ende, ich wills nicht hoffen, mehr reisen?
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