Eher zufällig erfahre ich, hier im argentinischen kurzzeitexil,
daß Christian Kracht, schweizer popliterat und hobbymystiker, vor kurzem auch
nach argentinien gegangen ist, nach buenos aires, angeblich um in die politik
einzusteigen und ein neoperonistisches projekt zu begründen, dessen erster
programmpunkt sei, die falkland-inseln bzw. malwinas wieder für argentinien
zurückzuerobern, in seinen worten: „den blutigen stachel aus dem argentinischen
fleisch herauszuziehen“. Und zufällig begegnet mir am strand von puerto madryn
ein erbärmliches, trost- wie einfallsloses monument, gewidmet den gefallenen
heroen dieses krieges. zwei soldaten stehen oder hocken da, auf einem kleinen hügel, einer
die zerfetze argentinische flagge hochhaltend, der andere einen toten oder verletzten
kameraden im arm, den er stumm richtung himmel reckt.
Mag sein, Kracht ist
tatsächlich hier. Vielleicht ist er auch auf südgeorgien, um dieses
gebiet an die sowjetunion zurückzugeben. Oder er weilt auf den
sandwichinseln, um einen imbißkette zu gründen. Seine falkland-idee ist jedenfalls parfümierter nonsens. Niemand sollte ein revival dieser kümmerlichen
nummer wünschen. Die einwohner nicht, die so gern engländer sind und bleiben
wollen, die argentinier nicht, denen das völlig sinnlose totaldebakel von 1982
reichen dürfte, und nicht die briten, die alles andere als grundsympathisch rüberkommen in der angelegenheit. Selbst ronald reagan, sonst kein kriegsgegner,
verstand seinerzeit beim besten willen nicht, warum sich zwei alliierte um ein paar eisige
felsen bekriegen, und für die felsen, so darf vermutet werden, blieb die sache
erst recht unklar. Über tausend tote soldaten, zivilisten, seeleute und doppelt
so viele verwundete ließen am ende leben und gesundheit für schätzungsweise:
nichts oder eben dafür, daß alles so blieb, wies war, also genauso kalt, kahl
und ungemütlich wie zuvor. Daß im nachhinein und nebenbei herauskam,
großbritannien habe zwischenzeitlich erwogen, im fall des falles eine
argentinische stadt, wahlweise cordoba, mit einer atombombe anzugeifen, macht
diese komische partie nicht gerade appetitlicher. Denn komisch war er auch, der
falklandkrieg, man lese nur, zum beispiel auf wikipedia, die
haarsträubend-grotesken manöver der briten nach, wie sie während der „operation
black buck“ versuchten, einen bomber auf dem weg zum einsatz auf den
falklandinseln zu betanken. Möglich, daß es sich dabei um die dreharbeiten für „dr. seltsam reloaded“ gehandelt hat.
Was ich bei allem ja hoffe: daß für jene armen heroen, die krachts attacke auf die felsennasen reiten und im südpolnahen abseits ihr leben lassen müssen, eine nicht ganz so unglamouröse erinnerungsskulptur dannbereit stehen möge. Und was ich aber eigentlich sagen will und ihm, kracht, gern vorschlagen würde: vielleicht, am ende, läuft es für ihn besser, wenn er ein paar elefanten auf den elephanteninseln ansiedeln tät, als in der falklandsache sich als befreiungsdichter, sagen wir, zu stark zu exponieren.
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