es geht wieder los. geboren, um zu reisen, breche ich heute auf nach argentinien. warum? weil in frankfurt die buchmesse naht. und weil argentinien gastland der buchmesse ist. und weil man aus diesem anlaß das projekt rayuela initiiert hat, bei dem fünf argentinische und fünf deutschsprachige autoren auf eine reise "ins jeweils andere land" geschickt werden. und weil ein zusammenschluß der deutschsprachigen literaturhäuser, nämlich von berlin, frankfurt am main, leipzig, stuttgart, zürich, außerdem von der stiftung pro helvetia, von litrix.de und vom goethe-institut dafür unter anderem mich ausgewählt hat. weil, weil – keine ahnung. die kausalitätskette hakt und hängt hier fest. vielleicht weil bisher sowohl in meinem epischen als auch in meinem lyrischen werk argentinische bezüge mangelware sind, ja auffällig fehlen? vielleicht weil ich in leipzig geboren wurde und weil das leipziger literaturinstitut, das mich nominiert hat, einen leipziger nominieren wollte?
oder weil ich mit meiner gelegentlich deutlich gewordenen überkritischen haltung zum abgreiferladen namens literaturbetrieb auf diese lächerlich einfache weise korrumpiert und in den orden der spesenritterschaft eingezogen werden soll? wer weiß das schon?
heute jedenfalls geht's los. ich bin dabei. ich bin voller zuversicht auf was auch immer. die zeit in meinem leben, in der ich ohne reisen auskam, ohne sehenswürdigkeiten, ohne begegnungen und begebenheiten, ist offenbar vorbei. nach zwanzig jahren mauer und landesweitem dauerreiseverbot hatte ich mir die mauer intern ("die mauer im kopf ...") bewahrt und liebevoll erhalten, aber diese psychische mauer ist nun auch gefallen.
ich bin das volk.
ich fliege zunächst nach buenos aires. anschließend reise ich weiter nach patagonien, das ich vor allem seines namens wegen ansteuern und adorieren werde. später tauche ich noch in feuerland auf, wo ich in der zweitsüdlichsten stadt der welt sehen werde, was in der zweitsüdlichsten stadt der welt los ist. vier wochen bin ich unterwegs und werde folgsam berichterstatten, und zwar offiziell auf der rayuela-sonderseite des goethe-instituts – das ist teil und sozusagen bedingung des projekts – und in ein paar inoffiziellen Fußnoten hier.
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