Die deutschen faschisten hatten den geschmack, den sie
nun mal hatten, und vielleicht haben so viele von ihnen nach kriegsende,
über die „rattenlinie“ kommend, sich deshalb hier verkrochen, in diesem
zweitberchtesgaden und neuobersalzberg, wo sie einem unbehelligten
lebensfeierabend entgegendämmerten. Die ns-größen Reinhard Kopps und
Hans-Ulrich Rudel tranken hier bier, Josef Schwammberger kam dazu, die
skatrunde war perfekt. Erich Priebke hatte eine fleischerei und einen
feinkostladen, er stand dem trägerverein der deutschen schule vor und galt bis
in die 90er jahre hochangesehener bürger bariloches. Ich finde wirklich, man
merkt es der stadt an oder will es merken, muß es merken. Dazu paßt die perfekte führerkulisse der natur, die überwältigenden felsendome, dieses riefenstahl-panorama vor silbersee. Dazu paßt jeder
grauhaarige greis, der hier um die ecke biegt und mindestens so suspekt ist
wie die zahllosen schokoladengeschäfte, die „tante frida“ heißen oder
„mamuschka“ und die schokolade natürlich selbst herstellen, diese braune
schokolade überall, eine schokoladenstadt.
Dazu paßt die seltsame zwergenarmee, aufmarschiert in vielen schaufenstern der stadt, die kolonne der mikrogartenzwerge, die immer lachen, die diktatur des kunsthandwerks. Dazu paßt auch der durch und durch abgehangene, zutiefst deprimierende, vermutlich vor 30 jahren an die wand meines hotelzimmers genagelte fetzen, eine studie in brauntönen und kotzgrün, alte-socken-landschaft mit löchern, entstanden in heimarbeit am herd. Es paßt einfach, es paßt leider alles.
Und vielleicht paßt auch zu viel. Vielleicht ist alles nur Zufall und Mißverständnis? Zufällig brauchte das junge peron-regime militärische sachverständige, zufällig war der weltkrieg gerade vorbei, deutschland konnte ein paar fachkräfte erübrigen, und wie der zufall spielt, landeten sie eben in bariloche. Die stadt sieht nicht aus wie nürnberg. Die architektur ist ein desaströser stilmix aus vogelkäfig und autobahnbrücke. Der einfluß der deutschen kann nicht groß gewesen sein. Es fehlt an allem: an autobahnen zum beispiel, an sportpalästen und appellplätzen. Ein flughafen immerhin ist da, um die stadt schnell zu verlassen mit der festen absicht, nicht wiederzukommen.
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